Sexualität

Stell dir folgendes vor: Ein Paar sieht sich (vielleicht nach langer Zeit) wieder und fällt in wilder Leidenschaft übereinander her. Alles geht schnell, ist zügellos, ein bißchen brutal, weil sich die sexuelle Energie frei entfalten darf. Man will sich gegenseitig, so schnell wie möglich, das ist klar. Man kennt sich einfach. Dann ändert sich die Gangart, es wird weniger hart, sondern eher verspielt. Man beißt und neckt sich, lacht zusammen, kitzelt sich. Ein Tango im Bett – ein Spiel, das in Sinnlichkeit und Liebe übergeht. Die Bewegungen werden langsamer, die Blicke intensiver, die Liebe ist praktisch greifbar. Eine tiefe Herzensverbindung, die ohne Worte auskommt, und trotzdem alles sagt. Aus dieser Verbundenheit heraus entsteht die Verschmelzung zweier Menschen (und Seelen) und als Weiterführung, das Eins-werden mit dem anderen und ‚allem was ist‘. Die totale Auflösung. Das spirituelle Erlebnis.

Was ich hier beschrieben habe, ist körperliche Liebe mit Tiefe. Die sexuelle Energie wird kanalisiert, vom Groben ins Feine. Laute, schreiende, ungestüme sexuelle Lust zu empfinden ist legitim und berechtigt. Sexuelle Fantasien in diesem Bereich auszuleben ist gesund. Ein Fehler ist, dort (dauerhaft) stehenzubleiben. Wenn man in der Sexualität nicht in die Tiefe geht, dann bleibt die einzige Wachstumsrichtung, in die ‚Breite‘ zu gehen. D.h. auf der gleichen Ebene immer extremere Sachen zu machen, um den Lustgewinn zu erzielen.

Diese Ebene wird dem untersten Chakra zugeordnet, dh die animalische, triebgesteuerte (ggf. brutale und emotionslose, harte) sexuelle Vereinigung. Erlebt man Geschlechtsverkehr ausschließlich auf dieser Ebene, fehlt etwas. Es ist nicht komplett. Lässt man diesen Teil aber weg, dann hat man nicht das ganze, zur Verfügung stehende Potenzial an sexueller Energie genutzt bzw. erweckt. Sexuelle Energie (Kundalini) ist eine Kraft, ein Motor, der das Leben antreiben kann.

Im nächsten Schritt geht es um das Spiel, die Leichtigkeit, Leidenschaft, Lachen, Freude erwecken und teilen. Alles, was sich gut anfühlt und glücklich macht, ist erlaubt. Sich gegenseitig erkunden und ausprobieren, wie man miteinander und dieser Energie spielerisch umgehen kann. Idealerweise ist die Energie jetzt ganz ‚da‘ und möchte sich frei entfalten und Ausdruck finden.

Wenn Leichtigkeit und Vertrauen vorhanden ist, kann diese Energie ins Herz-Chakra transportiert werden. Die bereits vorhandene Liebe wird entflammt, vergrößert, vermehrt. Als würde man Benzin ins Feuer gießen. Man explodiert förmlich und lässt die Liebe in sich selbst und zum Partner überfließen. Das fühlt sich an wie eine innere Druckwelle, die nach Außen dringen möchte und Glückseligkeit in sich trägt. Diese entzündete Liebe möchte in die Welt getragen werden!

Mit viel Offenheit und der Fähigkeit, sich vollkommen aus der Gegenwart zu lösen, kann die Verschmelzung bzw. das eins-werden mit dem Partner und der (Um-) Welt erfolgen. Dieses Gefühl der inneren Zentriertheit, des Loslassens von Körper und Denken, das pure Sein. Das spirituelle Erwachen.

DAS ist ein heiliger Akt und jeder Teil davon hat seine Berechtigung. Oft verhindern mentale Barrieren und Tabus, dass viele erotische Praktiken ausgeführt werden. Oder es fehlt an Mut, mangelt es an Vertrauen und Kommunikation, so dass man dem Partner nicht mitteilt, was man selbst als lustvoll empfindet. Als Ergebnis reduziert man sich dann auf einen Teil, der auf der gleichen Ebene regelmäßig wiederholt wird, ohne je vollumfänglich befriedigend zu sein. Als würde man aus allen möglichen Schulfächern nur Mathe anwenden und praktizieren.

Der Themenbereich Sexualität ist viel größer, als wir im allgemeinen verstehen. Es ist ein Energieaustausch, wie Bluetooth. Die Energien verbinden sich und verschmelzen. Durch den intensiven Austausch und die viel stärker aktivierte Energie (im Idealfall mit offenen Chakren) ist diese Verbindung leichter. Trotzdem findet eine abgeschwächte Form der Energie auch ohne Geschlechtsverkehr statt, wenn Menschen viel Zeit miteinander verbringen. Man inspiriert oder ‚befruchtet‘ sich gegenseitig.

Alles, was unseren Körper – bewusst oder unbewusst – verlässt, sei es in Form von Gedanken, Gefühlen, Worten oder physische Substanzen – trägt unsere eigene Energie in sich. Es wurde in uns selbst hergestellt. Die Gedanken sind in uns und durch unsere bisherigen Erfahrungen individuell von uns und auf diese aktuelle Situation zugeschnitten. Sie tragen unseren Energie-(Finger) Abdruck. Genauso, wie wir Nahrungsmittel in uns aufnehmen, so nehmen wir auch die Energien von anderen Lebewesen in uns auf.

Möglichkeiten, die Verbindung zu einem anderen herzustellen oder zu intensivieren, sind z.B. langer Blickkontakt oder synchronisiertes Atmen. Ideal natürlich in Kombination…. je mehr Verknüpfungspunkte man hat und je mehr Intimität und Vertrauen man zulässt, desto stärker und breiter wird die Verbindung.