Liebe

Liebe ist anders, als wir denken und wissen. Wir denken, dass die Konzepte nach denen wir traditionell leben, gut für uns sind, denn sie sind vertraut. In Wahrheit sind sie nur eine Gewohnheit. Die Weiterführung von früheren Beziehungformen, die damals praktisch waren. Daraus haben sich Verhaltensweisen gebildet und (weiter-) entwickelt, die nicht mehr zeitgemäß sind.

Bedingungslose Liebe geht mit Freiheit einher. Die Kernaussage ist: ‚Ich liebe Dich und lasse Dich frei‘. Du bist willkommen in meinem Leben, wenn Du es möchtest und ich auch. Du darfst jederzeit gehen, wenn es nicht mehr passt. Ich brauche Dich nicht, sondern möchte mit Dir zusammen sein, weil Du mein Leben bereicherst. Ohne Konsequenzen. Die Verbindung zwischen zwei Menschen, die beide stark und unabhängig sind.

Die Realität sieht aber anders aus. Die Beziehungen, die wie heute leben sind ein Sicherheitskonzept, das Menschen aneinander bindet. Je enger und vielschichtiger wir verbunden sind, desto weniger individuell kann das eigene Leben geführt werden. Für den einen ist dieses Tandem-Verhalten ein Segen, für den anderen eine Eisenkugel am Fuß.

Natürlich ist es am Anfang noch ganz anders, wenn man sich gerade kennengelernt und frisch verliebt hat. Dann ist alles aufregend und neu. Unter dem Menüpunkt ‚Liebe und Sexualität‘ habe ich die Entstehung einer energetischen Verbindung zwischen Menschen beschrieben: Es entsteht eine chemische Reaktion zwischen den körpereigenen Energien, die alle Beteiligten dauerhaft verändert. In der Verliebtheitsphase ist das der Grund, warum wir nicht genug voneinander bekommen können. Der Partner ist neu und (anders) aufregend. Stell es Dir in Farben vor: Dein Partner ist blau und Du bist rot. Je mehr und je intensiver Du Zeit mit ihm/ihr verbringst, desto roter wird das blau und desto blauer wird das rot. Nach einer Zeit hast du einen Violet-Ton, eine Paar-Blase.

Ab diesem Zeitpunkt (individuell unterschiedlich) kann einem der Partner selbst nicht mehr viel Neues geben. Interesse und Stimulation lassen nach, statt dessen erhält man eine Vertrautheit, die, negativ betrachtet, langweilig ist. Dieses Szenario entsteht umso schneller, je enger die Beziehungsvorstellungen der beteiligten Personen sind. Bsp: wenig Freundschaften außer dem Partner, keine eigenen Hobbys, die Vorstellung, alles zusammen machen zu müssen, Eifersucht.

Diese aufeinander Fixiertheit macht persönliches Wachstum außerhalb der Beziehung fast unmöglich. Das Bedürfnis, aus diesem starren Konstrukt auszubrechen beginnt sich aufzubauen. Je weniger Chancen/Wahrscheinlichkeiten diese Person sieht, eine andere (gleichwertige) Partnerschaft eingehen zu können, desto höher ist die Mauer (Überwindung), hinter der sich diese negativen Gefühle aufstauen.

Was bedeutet also Sicherheit? Es ist die persönliche Komfortzone, die sich aus unseren eigenen Ängsten, Mangelgedanken und Minderwertigkeitskomplexen, aber auch aus unseren Hoffnungen, Wünschen und Erwartungen zusammensetzt. Je größer die Ängste, desto fester und starrer die Beziehung. Je höher das Selbstvertrauen (= Wissen um den eigenen Wert), desto mehr Freiheiten räumen wir dem Partner ein.

Irgendwo zwischen diesen beiden Polen (extreme Sicherheit und grenzenlose Freiheit) siedeln sich die meisten Beziehungen an. In der Regel dort, wo der kleinste gemeinsame Nenner gefunden wird. Je mehr Freiheiten die einzelnen Partner in einer Beziehung genießen, desto größer ist (theoretisch) ihre Überlebensdauer (da sich die individuelle Zufriedenheit einstellen und persönliches Wachstum erfolgen kann).

Konzepte dazu werde ich noch erarbeiten!

An dieser Stelle könnte der ein oder andere eine sehr offene und freiheitsliebende Beziehungsform anstreben wollen – aber Vorsicht! Eine falsche Selbsteinschätzung hätte fatalere Auswirkungen auf die Beziehung als eine zu enge Sichtweise. Indem man sich selbst überfordert und psychisch zu viel zumutet, wird das Liebesverhältnis (vermutlich) noch stärker belastet, als in traditionellen Verbindungen. Nachhaltig ist es dann, wenn man sich wirklich gut, sicher und geborgen fühlt. D.h. wenn die (Vertrauens-) Basis vorhanden ist (sowohl in der Beziehung als auch persönlich) und man gerne und freiwillig einen (kleinen) Schritt machen möchte.

Am Schluss möchte ich noch einmal darauf hinweisen, dass Freiheit zu geben nicht zwingend bedeutet, dass der andere diese Freiheit auch ausnutzen muss. Aber wie schön ist dieses Gefühl zu wissen, dass die Liebe immer da sein wird (unabhängig von Bedingungen). Das ist letztendlich eine Trennung zwischen dem Gefühl = Liebe und der Umsetzung = Beziehung. Denn die Liebe ist immer da.